Freitag, 21.03.2003  VFC Plauen gegen VfB Leipzig  1:0 (0:0)

 

Zum Freitagabend im tiefsten Vogtland, trotz des kalendarischen Frühlingsanfangs musste man sich als Fan für dieses Auswärtsmatch warm anziehen. Gleiches sollte im sprichwörtlichen Sinne auch für unser VfB-Team gelten, denn die VFC-Kicker haben sich unter der Trainerleitung von Lok-Idol René Müller seit Jahren als feste Größe im Oberligaoberhaus etabliert.

Weil es per Schiene keine Rückfahrtmöglichkeit zu dieser späten Stunde gibt, wechselte man wiedermal zum Fanbus. Der diesmal vom Verein organisiert und dank Antjes Werbetrommelns in den Vorwochen so richtig voll wurde. Der 72-er Doppeldocker fuhr dann auch pünktlich um 16 Uhr vom Hbf.-Busplatz, geladen diesmal mit jeder Menge Fans der Dammsitz-Connection und Connewitzer Jungs. Außerdem an Bord auch jede Menge sogenannten „Bölkstoffs“ in Flaschen (Werner Beinhart…) sowie Hackepeter-Brötchen (für 50 cent). Letztere gingen wirklich weg wie nix. Die Erlöse aus Getränke- und Imbissverkauf sollten dazu dem VfB-Nachwuchs zugute kommen. Der Busfahrer hatte also an alles gedacht, auch an das Rauchverbot in seinem Bus. Da er aber zweckmäßigerweise unten am Lenkrad saß, wurde oben die Dachluke zum Rauchabzug umfunktioniert, man war ja Härte gewohnt. Weil die Tour erst am Rippachtal auf die A9 führte, erreichte man das Rasthaus Osterfeld auch erst nach vollen 75 Minuten. War aber schon die zweite R.P. + P.P., wenn das so weiter ging…? Jeder wollte doch rechtzeitig zum Anpfiff vor Ort sein, also war Osterfeld die letzte Pause. Eine gute Dreiviertelstunde vor um sieben erreichte man den Ortsrand von Plauen, wollte schon dem Wegweiser links zum Stadion folgen, als ein grünweißes Krad uns mit Blaulicht auf eine andere Strecke lotste. Nun ging es quer durch die Stadt, das tonnenschwere Gefährt musste sich durch verwinkelte Straßen und an Gärten vorbei quälen, ehe man 20 vor sieben endlich den schon hellerleuchteten Stadion-Grund erreichte. Programm (A5/ 1 €) und Karte (6 € Voll) waren schnell gekauft, dann am Imbissstand die obligate Roster (1,50 €) erstanden (Note 3 minus) – dann hinein in das Gästeblock-Rund. Dort traf man gleich auf die beiden fränkischen VfB-Anhänger Berni & Matthias, die heute fast dieselbe Weglänge wie wir Leipziger zurücklegen konnten. Alle hier – man schätzte anfangs auf etwa 350 Leute, was sich später noch erhöhte auf runde 500 - waren dick eingemummelt wegen der doch recht kühlen Temperaturen und freuten sich auf ein packendes Spitzenduell.

Und die ersten 10 Minuten entwickelte sich auch guter VfB-Angriffsdruck. Dann wurde Plauen im Vorwärtsgang immer gefährlicher (Curri, Risch), während die  VfB-Kicker ohne erkennbaren Spielaufbau nur hinten drin standen. Riesenchancen gab es für die Gastgeber, keine einzige für den VfB vor der Pause – aber es blieb zum Glück beim 0:0. Auch nach der Halbzeitpause wieder Dauerdruck von Plauen aus allen Mannschaftsteilen, keine Entlastung durch das blasse VfB-Mittelfeld. Die spielentscheidende Szene passierte in der 65. Minute: Rüdes Grätschen von hinten im eigenen Strafraum, verursacht von Lenz an Curri, was Strafstoß zur Folge hatte, welcher sicher von Krasselt verwandelt wurde. Der Fanblock reagierte prompt mit wütenden Protesten Richtung Dixie Dörner und den Versagern auf dem Feld.  Verbale Provokationen von der Plauener Tribüne gaben den Unseren den Rest und am Zwischenzaun zur Tribüne tobte anschließend der Nahkampf mit den eingeschleusten Grünen. Hier blitzten Helme und Schlagstöcke, es rannten wehrlose Fans hinunter an den Innenraumzaun und VfB-Sicherheitsmann Bernd F. versuchte vom Zaun oben durch Zurufe zu schlichten, was kaum gelang. Das Spiel lief währenddessen unbeirrt weiter, es ergaben sich durch das endlich energische Kraftspiel tatsächlich zwei sehr gute Tormöglichkeiten (Sadlo, Jülich), aber es fehlte nach wie vor am internen Spielverständnis. Wenigstens stimmte jetzt  der Einsatz wieder, aber im Fanblock hatte man die vorherigen Spielminuten nicht vergessen, pfiff deshalb das Team gnadenlos aus. Und es fiel auch wirklich kein weiteres Tor mehr, denn auch die Plauener versemmelten ihre paar Konter. Am Ende jubelten sie aber frenetisch, ihr Trainer sprang wie in besten Lok-Tagen auf dem Spielfeld rum und herzte seine heute wirklich überzeugend auftrumpfenden Spieler.

Der Lok-Block intonierte derweil ein „Ohne Dörner haben wir eine Chance!“ und das schon länger schwelende „Dörner raus!“, wollte auch von den zum Bedanken anrückenden VfB-Kickern heute abend überhaupt nix mehr gutes wissen (angeblich flogen sogar Steine oder Feuerzeuge) – man hatte echt die Schn… voll! Schade nur, dass so junge Spieler wie Adler oder Werner in diesen Strudel reingerissen werden und dieses Missverhältnis Team – Fans hautnah mitbekommen.

Der Abend war aber noch nicht zu Ende, die Cops wollten nun ihre Staatsmacht demonstrieren und riegelten den Gästeblock ab. Sämtliches Verstärkungsmaterial für die Zäune wurde eingehängt, kein Rauskommen. Panikattacken bei einigen Mädeln waren die Folge, hier sollten sich die Verantwortlichen mal Gedanken machen, ob ihr Eskalations-Modell noch zeitgemäß ist! Von anderer Seite aus der Plauener Ecke wurde auch von Provokationen seitens der Zivicops im Heimblock berichtet, vernebelt der Olympiawahn hier allen die Sinne?

Die Abfahrt geschah mit einiger Verzögerung, weil ein paar Connewitzer Jungs während der Rangeleien in Polizeigewahrsam geraten waren und einfach nicht freigelassen wurden. Aber der Busfahrer zeigte Stehvermögen und beharrte auf Vollzähligkeit seiner Besatzung für die Rückfahrt. So konnte es dann endlich gegen dreiviertel zehn – eine Stunde nach Abpfiff -  wieder auf die Piste gehen, das Polizeikrad wartete schon auf seinen Lotsendienst. Kurze Rast dann nur wieder in Osterfeld, ehe man 23.45 Uhr wieder am LE-Hbf. ankam.

 

Fazit:

Viele Fehlabspiele und technische Pannen vermiesten jedem die Freude an diesem Spiel, vom Ergebnis am Ende ganz zu schweigen. Das ist das eigentlich beschämende an der Situation: Der selbsternannte Aufstiegsfavorit ist nicht in der Lage, ein Sieg-Konzept zu entwickeln und auf dem Feld mit spieltechnischen und kämpferischen Mitteln umzusetzen. Und wenn sich ein Trainer dann nur hinstellt und von „fehlender Zweikampfstärke“ und „bisschen mit dem Arsch zu wackeln reicht nicht“ erzählt, dann zeugt das nicht von Nähe zum Team! So was kann man auch während des Spiels mit Gesten und Zurufen von einer Mannschaft einfordern, da fehlt es auch hier an der richtigen inneren Einstellung zum Job.

Nach dieser Niederlage scheint der Aufstiegszug für uns fast abgefahren zu sein. Eine Besserung im Auftreten der Mannschaft war in keinster Weise zu erkennen, Geld ist wie immer in den Frühlingstagen knapp und viele Verträge laufen aus – da hilft wohl nur ein radikaler Schnitt!

Da muß einer mal auf den Tisch hauen und Tacheles reden, sonst kann man auch das Derby abhaken...

Wie’s besser geht, zeigte uns der Plauener Trainer mit seinem Pressing-Laufspielsystem.

Reini

 

Vogtland-Stadion Plauen: 3.148 Zuschauer

1:0 Krasselt (65./ FE)

 

Fotos vom Spiel