Die verbliebenen vereinstreuen Spieler erreichen in Neugersdorf dank eines typischen Nicky-Adler-Tores ein wertvolles 1:0! +++ Trotz Unterzahl erkämpfte die VfB-Reserve bravourös gegen einen starken OFC den SIEG!!! +++ Alles Neu macht der Mai - wie man sieht, geht es auch beim VfB endlich aufwärts!

 

Donnerstag, 01.05.2003  OFC Neugersdorf gegen VfB Leipzig  0:1 (0:0)

 

Vor 14 Tagen am Gründonnerstag bestritt der VfB sein letztes Punktspiel gegen die Amateure von Energie Cottbus, da war vor dem Osterfest die heil(ig)e Welt noch halbwegs in Ordnung. Was allerdings in den letzten Tagen so über unseren Verein in der Medienöffentlichkeit berichtet wurde, kann nur mit einem Wort beschrieben werden: Chaos.

Dabei kann der Fall „Änderungskündigungen“ wie immer von verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden. Einerseits kommt es dem Verein zugute, wenn Spielergehälter vom Haushaltsetat auf ein notwendiges Minimum gekürzt werden. Dafür zahlt das Arbeitsamt, allerdings nicht wie beschrieben aus Steuergeldern, sondern aus den ja langfristig einbezahlten Arbeitslosenversicherungsbeträgen, ein durchaus rechtlich legitimer Vorgang. Und dass jeder Oberligaverein mit höherklassigen Ambitionen am Rande der Insolvenz wandelt, ist hinreichend bekannt und liegt auch am fehlenden Vermarktungskonzept seitens der Verbände. Andererseits werden die hoch- und meist überbezahlten Profispieler dadurch wieder mal weich fallen, obwohl ihr teils desaströses Gekicke uns erst soweit runtergezogen hat.

Ein Neuanfang ist also beschlossene Sache, und vor dem Spiel im oberlausitzer Neugersdorf war für alle VfB-Fans nur eines wichtig: Wer wird auflaufen und unserem Verein auch in Zukunft die Treue halten?!

Man hatte sich für diesen bundesweiten Feiertag zum Tag der Arbeit auch seitens des Fanclubs einiges vorgenommen. Da ja am Vortage wie üblich das Gründungsdatum von LOCOMOTION anstand, beschloss man, die dazugehörigen Feierlichkeiten einfach auf die Auswärtstour in die Oberlausitz zu legen. Unterstützung gab uns dabei das Leipziger Fanprojekt, welches uns ihren Tourbus zur Verfügung stellte. Und Udo als Projektleiter hatte sogar selber Lust, das Gefährt zu steuern, diese Einladung nahmen wir natürlich gerne an.  Wobei wir selbstverständlich den Sprit aus der Fanclubkasse zahlten – also keine Verschwendung von Steuergeldern bitteschön! Außerdem spendierten unsere zwei neuen Fanclubmitglieder UKW und der Randleipziger jeweils einen Kasten wohlschmeckenden Bölkstoffes, der am Rande von Leipzig zugeladen wurde.

Da war man schon in der neunten Stunde unterwegs – an Bord neben den zwei Neuen heute Sven, Thomas, Alex, Micha S. und der Verfasser - weil aber auf der A14 wenig los war, kam man bis zum Dreiländereck ganz gut voran. Am Bahnhof Neugersdorf vorbei durchquerte man den Ort, auf der Suche nach einem Grenzübergang zu Tschechland, was nach 5km auch gelang, der Ort hieß Rumbuk oder so ähnlich. Vor der Passkontrolle wurden die Passfotos zuerst einer fanclubinternen Prüfung unterzogen (…), ehe die Dokumente dem Beamten am Schalter ausgehändigt wurden. Der fand wohl nichts Aufregendes in seinem Computer (sicher veraltet…), so dass wir unbehelligt ausreisen konnten. Und alles nur wegen eines guten und vor allem preiswerten Essens – was sich aber, wie wir später feststellten, voll gelohnt hat. In einem gemütlichen Hotelrestaurant ließen wir uns Budweiser-Bier und Knödel samt leckeren Beilagen wie Gulasch oder Entenbraten schmecken, mancher bestellte auch Vor- oder Nachspeise dazu. Trotzdem zahlten acht Personen am Tisch nur 58 €, in tschechischen Kronen liest sich das aber schon gewaltiger: 1572. Nun drängte aber langsam die Zeit, es war halb zwei und man hatte noch ein paar Kilometer zurück ins Sachsenland vor sich. Vor dem Übergang wurde das Kontingent an mitnahmeberechtigten Räucherstäbchen ausgelastet, der Zoll sah bei uns aber heute keinen Handlungsbedarf. Man bretterte nun Richtung Stadion Neugersdorf und erreichte den Parkplatz davor auch wenige Minuten vor Anpfiff. Karten gab’s zu 5€ und farbige A5-Programme zu je 1€. Die Ordnerkräfte fühlten sich schnell überrumpelt und besonders durch zahlreiches Kameraklicken in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt, schalteten aber schnell auf Ironie und ließen uns hinein.

Der Randleipziger hatte sich sogleich durch die angrenzenden Bäumchen geschlichen und kam so fast unbemerkt (nur Fanpage-Ronny hatte es vom Spielfeld aus erkannt…) in den Innenraum. Da keine Aufsichtspersonen zu sehen waren, konnten auch Sven und Alex ihrem Fotohobby aus ungewohnten Positionen nachgehen. Im Gästeblock befanden sich am heutigen  Feiertag rund einhundert LOK-Anhänger, eine inoffizielle Handzählung eines anwesenden Fan endete bei der Zahl 90, aber man will ja nicht untertreiben...

Nach gutem Beginn machten sich die Hausherren immer mehr frei auf dem Spielfeld und brachten unsere tapferen Nachwuchsspieler ein ums andere Mal in arge Bedrängnis. Zumal nach wenigen Minuten auch noch Peter Freund verletzt raus musste, So einzig Alex Blessin, Matthias Großmann und unser ehemals zweiter Torwart Frank Schöne noch übrig waren vom einst topbezahlten Personal. Dennoch hielt die Truppe das 0:0 bis zur Pause – und wir konnten alle durchatmen.

In der 2. Halbzeit versuchten die Neugersdorfer mehr Druck zu machen und der gute Frank Schöne heute im VfB-Tor musste manchmal gut reagieren oder sich auf sein Glück und das schusstechnische Unvermögen der hiesigen Stürmer verlassen. Zu allem Überfluss grätschte Abwehrspieler Richard Baum vor den Augen des kleinen Schwarzen Mannes seinen Gegenspieler rustikal nieder, was vorzeitiges Aus per Rote Karte bedeutete.

So dezimiert erschien es uns nur eine Frage der Zeit, wann hier das 1:0 fällt. Und es fiel auch ein Tor, aber ohne den Zusatz „leider“, weil es eben ein Supertor war – und für uns zählte! Einer dieser immer häufiger werdenden Konter lief zu „Mr. Pfeilschnell“, unser Nicky Adler schnappte sich das Leder und versenkte es so cool wie gegen die Cottbus-Amateure im direkten Duell mit dem Torwart – ausgeguckt und eingeschenkt! Der Jubel bei den Spielern und bei uns war grenzenlos, aber noch waren einige Minuten zu spielen und es galt mit vereinten Kräften dieses wertvolle Ergebnis zu halten. Der Gästeblock wurde nun richtig laut und die trommelnde Heimkapelle auf der Tribüne ward nie mehr gehört. Ein paar brenzlige Situationen noch überstehen, Schlusspfiff des Heimschiedsrichters – und der Sieg war unser.

Riesengroße Erleichterung und Freude auf den Gesichtern der erschöpften Spieler, allgemeine Danksagungen waren angesagt, die von Herzen kamen.

Obwohl sie sich heute mehr erhofft hatten, gratulierte uns später auch ein Neugersdorfer Fan am Zaun, sein Fanclub ist übrigens hier für das Bekreiden der Spielfeldlinien zuständig.

Auf der Rücktour wurde bei uns nur noch gesungen, Sven, Alex und UKW sorgten dabei für ständig neues Liedgut, und während einer halbstündigen P.P. am Rastplatz konnten sich auch Außenstehende davon berieseln lassen.

Sämtliche Bier- und Milchvorräte an Bord gingen nun zur Neige, es reichte aber gerade so bis zur Stadtgrenze, an der wir die ersten absetzten. Nicht ohne eine erneute Flaggenparade versteht sich, auf die gute hellhörige Nachbarschaft von Sven!

Unseren Ausgangspunkt erreichten wir kurz vor 20 Uhr, ein Lob dem aufmerksamen Fahrer und besten Dank für einen erlebnisreichen Tag an alle Beteiligten!

 

Fazit: So stellt man sich einen Neuanfang vor - das zarte Pflänzchen VfB-Zukunft ist gesteckt.

Reini

Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion Neugersdorf:  530 Zuschauer

0:1 Nicky Adler (87.)

Rote Karte: Richard Baum (70./wg. grobem Foulspiels)

 

Fotos vom Spiel