Freitag, 07.02.2003  FC Carl-Zeiss Jena gegen VfB Leipzig  0:0

 

Gleich am zweiten Spieltag dieser Rückrunde das Hammerspiel Erster gegen Zweiter, dazu Achim Steffens als unser Ex jetzt in Diensten des Erzrivalen – genügend Brisanz und Interesse also für dieses „alte Oberliga-Duell“ im malerischen Ernst-Abbe-Sportfeld. Und nach dem unbefriedigenden Start am letzten Wochenende gab es für beide heute nur die Devise: Ein Sieg musste her!

Freitags nach Jena, da geht eigentlich wegen der ungünstigen Fahrplanlage wenig per Schiene. Demzufolge hatte man sich frühzeitig dem busfahrenden Fanvolk angeschlossen. Die Infernos und auch das neu erwachte Leipziger Fan-Projekt hatten dafür jeweils einen Bus gechartert, welche gemeinsam ab LE-Hauptbahnhof starteten. Gemeinsam auch, das beide Busse restlos ausverkauft waren. Die Stimmung erschien allgemein locker, und auch die Nahrungsvorräte klapperten so durch den Raum.

Von Locomotion hatten sich immerhin sechs Leute und zwei nähere Sympathisanten (oder Praktikanten…) im Infernobus eingefunden – und gegen 17.15 Uhr rollten beide Busse vom Hof. Quer durch die City ging es nun Richtung A 9, die wir an der Anschlussstelle Bad Dürrenberg ohne Staugefahr (aber mit gelegentlichen Ampelpausen) erreichten. Kurz darauf rastete man in Osterfeld, denn der Fahrer zeigte sich sehr kooperativ, was das Pausenmachen angeht. Gegen 19 Uhr setzte sich dann ein Blaulicht vor unseren Bus – offensichtlich hatte man Jena erreicht - und lotste ihn mitten durch das abgezäunte FCC-Trainingsgelände zum Eingang Saaleufer. Dort an den Stadionkassen wurde man rausgelassen, im Halbdunkel standen jede Menge Gestalten herum, man kümmerte sich aber zunächst um die Stadionhefte (A5/ 1€). Die Eintrittskarten hatte ja unsere Fanratssprecherin Antje schon im Bus durchgängig verkauft (7€ Vollzahler/ 5,50€ ermäßigt), dabei wurde sie durch tatkräftiges Kartenabreißen vom Randleipziger unterstützt. Rechts an der neuen Tribüne vorbei lief man nun die 100 m zum Gästeblock-Eingang, links am Weg dabei die proppenvolle Saale, bei Hochwasser wird das hier sicher recht gefährlich fürs Inventar. Die Kontrolle am Zugang verlief flott und korrekt, und bald stand man in der Schlange nach den Thüringer Rostern. Für 1,80 € bekam man eine schlanke schmackhafte Wurst in der frischen Semmel serviert, von mir eine glatte Eins! Der Block füllte sich doch beträchtlich, selbst für die Loco-Fahne fand sich nur noch ein Platz unterhalb der nostalgischen, aber immer wieder optisch ansprechenden Anzeigetafel.

Zum Einlauf der Teams präsentierten die Jena-Fans eine Bilder-Choreo mit zahlreichen Stoppzeichen für unsere Lok im Kampf um den Aufstieg, hier waren wieder -  wie überall in den Ultraszenen -  moderne Rembrandts am Werkeln. Bei uns strahlten aus dem Block der heute ca. 600 Lokis viele Wunderkerzen in den leicht beflockten Abendhimmel, wenig später entrollte sich über unseren Köpfen das entsprechende „wunderbare“ Schriftband: „11.8.2002 – 4:1, mach’s noch einmal LOK“ – das Spiel konnte endlich beginnen.

Die Zeissianer legten auch gleich richtig los, pausenlos schlugen sie den Ball in unseren Strafraum, aber die Jungs um Gunnar G. und Jörn L. behielten ihre Köpfe oben, ohne allerdings nach vorne entlastende oder gar entscheidende Spielzüge in Bewegung zu bringen. Sicher, das glatte Schneegeläuf verhinderte einen gepflegteren Balltransport, aber da zählen eben besonders Dribbelmut und Spielverständnis untereinander.

Nach der ersten Viertelstunde brannte es dann lichterloh, diesmal aber nicht im VfB-Strafraum, sondern im Gästeblock, überall Bengalows und Rauchzeichen, man war wiedermal total benebelt. Gut, dass man dank der Bilder von der VfB-Fanpage später alles noch mal richtig bewundern konnte. Svens "Türklinken" -Rufe machten die Runde, DDR-bekannt aus vergangenen  Gastspielen hier in Thüringen, fanden aber kein allgemeines Fanverständnis. Gegen Ende dieser ersten Spielhälfte befreite sich das VfB-Team endlich etwas und kam so auch zu ein paar Chancen, die aber nichts Zählbares brachten. Im Innenraum hatte sich übrigens auch einiges an Internetusern gesammelt, mit ihren gelben TV-Leibchen sah das schon richtig professionell aus, was da Maniacs-Markus und Clubschwein-Jana samt ihren Cameras anstellten.

In der Pause fachsimpelte man mit alt- und neubekannten Fans, so nervte Dachs wegen seiner Rückfahrt im Infernobus (wenn nur die VfB- Kicker auch so hartnäckig wären…), und außerdem stellte sich „Forumbesatzer“ Nico alias LokLoewe als interessierter Fanzine- und DDR-Programme-Sammler vor.

Die 2. Halbzeit begann wie die erste, auf Wunder hoffend flackerten die Sternchenfeuer im VfB-Block, das Team musste einen höllischen Sturmlauf über sich ergehen lassen, stemmte sich aber mit mehr Glück und weniger spielerischem Geschick gegen die immer drohendere Niederlage. Unser Bildreporter begab sich derweil ins gegnerische Lager (ohne Schals versteht sich…), um dort die Stimmung zu erkunden und nebenbei noch ein paar tolle Fotos für die Loco-Page zu schießen. Und erst beim Blick in die verglasten Tribünen-VIP-Kabinen fiel ihm sein altdeutschstämmiges LOK-Cap auf, den erschrockenen Besuchern hinter der Scheibe allerdings auch! Nix passiert, nur später am Fanblockzaun zerrte ihm ein nervöser Ordner fast die Kamera aus der Hand, die davon leicht lädiert wurde – immer voller Einsatz des Randleipzigers eben.

Alle hielten durch bis zum Schlusspfiff des heute kleinlichen Schiris, rechter Jubel wollte sich erst nicht einstellen, aber als das Team zum Zaun stürmte, gab es doch ordentlichen Applaus. Der Abmarsch über spiegelglatte Treppen und Wege wurde polizeilich gesichert, nicht allerdings die beiden grünweißen DIXI’s, welche plötzlich von irgendwelchen Hassern dieser beiden Grundfarben voll (im wahrsten Sinne des Wortes) umgeschubst wurden. Was dann des Weges lief, kann sich jeder denken, der weiß, wie Gülle aussieht.

An der gerade von einem pöbelnden Rest Jena-Fans beräumten Tribüne vorbei schlitterte man zum Kassenverbund, stark gesichert durch grünes Personal und Inventar. Die Busse standen schon bereit und wurden alsbald per Blaulicht durchs dunkle Gelände geleitet, ohne Probleme erreichte man die Auffahrt zur Autobahn. Zwei Pausen zur Flüssigkeitsabgabe und Auffüllen der eigenen Vorräte unterbrachen nur kurz die ruhige beschauliche Rücktour – und gegen 23.45 Uhr hatte uns der LE-Hauptbahnhof wieder, nur wenig später konnte jeder den 0.00 Uhr -Sammelanschluss der LVB zur Weiterfahrt nach Hause nutzen.

 

Fazit: Wir haben ein packendes Spitzenspiel vor stimmungsvoller Kulisse gesehen, nur leider keine Tore. Schuld daran die kompakten Abwehrreihen, bei uns aber auch die für ein Spitzenteam viel zu hohe Fehlerquote beim Spielaufbau, die ein kontrolliertes Angriffsspiel  unmöglich machte. Was nun, Dixie D.?!

Denn mit dem 0:0 am Ende müssen wir nämlich hochzufrieden sein...

 

Reini

 

Ernst-Abbe-Sportfeld Jena:  5.012 Zuschauer

Keine Tore!

 

Fotos vom Spiel