Samstag, 19.10.2002  VfB Leipzig gegen FC Lausitz Hoyerswerda  5:0 (3:0)

 

Schon vor Wochen hatte man sich für dieses Wochenende den Besuch eines Bundesligaspiels vorgenommen, weswegen die Infos von unserem Heimspiel gegen den FCL (spielen wir jetzt schon gegen uns selber…?) diesmal nur aus zweiter Hand kommen können.

 

Die Vorfälle letzte Woche beim Derby erhitzten überall in der Stadt die Gemüter, waren doch diesmal neben den „üblichen“ Pyromanen mehrere ausgerollte Plakate mit extrem politisch rechtem Gedanken(un)gut gehisst worden. Und da auch die hiesige Stadtprominenz vor Ort auf der Leutzscher Sportpark-Tribüne alles live mitkriegte, hatte Leipzig fortan ein brandheißes Thema. Die Presse stürzte sich mit Heißhunger auf die radikale Story, allen voran der leutzsch-extreme SachsenSonntag. Aber auch die sonst so seriös erscheinende LVZ präsentierte den gewalttätigen „Derby-Fall“ in recht ausführlicher Aufmachung. Schon auf der Titelseite ging es los, und die „Fachkommentare“ des Sportchefs trieften nur so von Klischees. Die Bild-Leipzig hielt sich ungewohnt zurück – Informantenschutz?....

Anders die Fans des VfB. Donnerstagabend kamen rund drei Dutzend Anhänger der Loksche im Casino zusammen, um Tacheles zu reden, die Auswüchse der letzten Zeit bei feindsinnigen Sprüchen und Aktivitäten im Stadion und am Rande einfach mal anzusprechen, auszuwerten und schlussendlich auch zu sanktionieren. Ein Stadionverbot an den Plakateträger musste erteilt werden, der Name des Betreffenden rief allseits ungläubiges Erstaunen und Entsetzen hervor. Dann erklärten sich alte Lok-Kämpen unter den Fans für die Zukunft spontan zu ordnungsdienstlichen Tätigkeiten im Bruno bereit, und fürs Spiel gegen Hoywoy wurden extra T-Shirts mit dem Aufdruck „VfB-Fans gegen Rechts und gegen Gewalt!“ in Auftrag gegeben, mehrere Spruchbänder sollten folgen….

 

Mit einem klaren 5:0-Sieg rehabilitierte sich das VfB-Team heute gegen einen allerdings auch ausgesprochen schwachen Gegner.

Im Gegengeraden-Fanblock prangten verschiedene Transparente mit dem Ziel der Klarstellung: „Wir sind nur Lokisten – weder Mörder noch Faschisten!“ und „Gegen Rassisten & Faschisten!!!“ und „Gegen Nazis bei Lok!“. Zuvor sorgte die zahlreiche Präsenz der „Grünen“ und die hochintensive Einlasskontrolle mit Metalldetektoren und gelegentlicher PA-Überprüfung für Beachtung – zu diesem Spiel mit seinen insgesamt 1.168 Besuchern aber einfach nur unverhältnismäßig.

Nach durchwachsenen ersten zwanzig Anfangsminuten markierte Mike Sadlo per Strafstoß das 1:0, dem unser Toptorjäger der Vorsaison bis zur Pause noch zwei weitere Treffer folgen ließ – ein echter Hattrick! Hoffen wir, dass jetzt Trainer Dörner ihm seinen Platz in der Anfangself künftig nicht mehr verwehrt.

Nach der Pause ergaben sich weitere gute Gelegenheiten für unser Team, und zweimal klingelte es noch im Kasten der Gäste. Die Tabellenführung war damit in „trockenen Tüchern“.

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig-Probstheida:  1.168 Zuschauer

1:0 Sadlo (23./FE),  2:0 Sadlo (40.),  3:0 Sadlo (44.),  4:0 Blessin (52.),  5:0 Kanitz (59.)

 

Fotos vom Spiel
 

PS:

 

Sonntag, 20.10.2002  1.FC Nürnberg gegen VfB Stuttgart  1:2 (1:0) im Frankenstadion

 

Aus der Schwabenmetropole reisten ca. 4000 VfB-Fans zum Südderby nach Nürnberg  (davon kamen die Hälfte per Sonderzug!). Prächtige Stimmung schon in der historischen Innenstadt, die wir Stunden vor dem Match ebenfalls unter die Lupe nahmen, man kletterte sogar auf die mittelalterliche Burg, einfach um mehr Übersicht zu haben.

Die S-Bahn brachte uns später im Rudel mit den inzwischen eingetroffenen Zugfahrern im rotweißen Look zum Frankenstadion. Die schwarzroten Nürnberger zeigten sich in verbaler Kampfeslust  und so gab es allerseits gute Stimmung – in getrennten Fanbereichen und Blöcken versteht sich. Da Alex die Locomotion-Fahne dabei hatte, wollte man sie auch an geeigneter repräsentativer Stelle anbringen. Leider wollte es die Stadionordnung so, dass die Fanbanner hier nur etwa einen Meter vom Boden ab ans Zaungitter gehangen werden dürfen, mehr ging nicht. Links vom Gästeblock ging das blauweiße Tuch dann vor Anker, noch im FCN-Bereich…

Rauch zum Spielbeginn, auch in der Bundesliga Standard, und nur langsam waberten die weißen Schwaden unterm Stadiondach ins Freie. Die Stuttgarter bestimmten auf dem Rasen und deren Fans gaben ebenfalls kräftig allerlei zum Besten. Leider nutzte der heimische Kontrahent seine einzige Torchance in der ersten Halbzeit zum 1:0, völlig überraschend und unverdient. Bier- und Imbissversorgung hier zur Pause und auch vor- und nachher vorbildlich, inklusive der berühmten Nürnberger Hoeneß-Würstchen. Dann bewies Felix Magath, der Glückliche, ein gutes Händchen und wechselte für die Schlussviertelstunde den dritten Stürmer ein. Fortan nutzen die Schwaben ihre exzellent herausgespielten Torchancen aus, Kevin Kurany machte das 1:1 und nur wenige Minuten später fiel sogar das 2:1 - der Gästeblock wurde zum rotweißen Tollhaus! Weil nach dem Schlusspfiff die Tore für die Auswärtigen hier für 15 Minuten noch geschlossen gehalten wurden, feierte der Fanblock drinnen noch richtig ab mit Mannschaft und Trainer. Anschließend marschierte alles auf die Vortreppen, um sich mit dem Fanmob vor dem Einlasstor vielstimmig das „Vau-Eff-Be“ entgegenzuschmettern – das abschließende Highlight dieses Abends für uns.

 

Alex & D., Lutz & B., der Wahl-Stuttgarter Jürgen und der Berichterstatter Reini

 

Frankenstadion Nürnberg:  29.500 Zuschauer

1:0 Jarolim (44.),  1:1 Kuranyi (80.),  1:2 Amanatidis (84.)

 

Fotos vom Spiel
 

PS2:

Derby-Nachspiel – vom 22.10.2002

 

Dienstag am späten Abend verkündete das NOFV-Sportgericht das Urteil um die Geschehnisse rund um das Derby in Leutzsch. So soll das Rückspiel dieser Saison in Probstheida unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden, zudem gab es 750 € Strafgeld für den FC Sachsen, der VfB soll noch 500 € zahlen.

Am Ende wird damit nur ein Verein richtig abgestraft, nämlich der VfB. Er soll auf seine größte Zuschauer-Einnahmequelle der Saison verzichten (lt. BS ca. 50.000 €). Und das, obwohl bei fast allen Derbys in Probstheida keine Krawalle und Spielstörungen auftraten, der Ordnungsdienst und die Vereinsverantwortlichen alles zur Sicherheit der Besucher getan hatten. Das destruktive Verhalten von Teilen der Leutzscher Anhängerschaft und dessen Vereinspräsidium schon Wochen vor dem Duell und die zahlreichen Provokationen im Sportpark selbst fanden dagegen keine wirksame Ahndung.

Das dies nur ein skandalöses Fehlurteil sein kann, beweist auch die Tatsache, dass die Leutzscher Delegation das Urteil sofort (freudestrahlend!) annahm, während der umgehende Einspruch durch den VfB-Präsidenten nur logisch war.

Man wird abwarten müssen, ob es in dieser Entscheidung noch eine Verbesserung für den VfB geben wird. Zu wünschen wäre es schon, denn mit dem Ausschluss der Beteiligten wird in beiden Fanlagern während des Geisterspiels wohl auch keine Ruhe und Besonnenheit einkehren…

Reini