VfB verliert trotz engagierten Spiels knapp 0:1 beim HFC! +++ Sadlo, Embingou und Marcetic wieder dabei, dennoch gelang kein Tor! +++ Nur ca. 200 Leipziger unterstützten ihr Team live vor Ort!

 

Freitag, 09.05.2003  Hallescher Fußball-Club gegen VfB Leipzig  1:0 (0:0)

 

Vor Jahresfrist gab es von diesem mitteldeutschen Derby in der Fußball-Oberliga-Nordost eine TV-Liveübertragung eines regionalen Senders im Raum Halle, zudem gut 6.000 Besucher im altehrwürdigen Kurt-Wabbel-Stadion – Ausdruck des großen Interesses der Region an einem Viertligaspiel.

Wer gleiches an diesem Freitagabend erwartete, gehört wohl nicht zu den Realisten einer meist nur auf Leistung orientierten Gemeinschaft – oder er war drei Monate auf Auslandsurlaub. Die Kündigungsflut bei den aktuellen Spielerverträgen beim VfB haben zu teils chaotischen Verwirrungen bei der Mannschaft geführt, kaum einer der Spieler weiß ja genau, ob er nun darf, kann oder soll – im Wettkampf gegen den Ball treten. Die Anwälte haben das Sagen, und da sagt eh jeder was anderes – deutsches Recht, ein Buch mit nicht nur sieben Siegeln…

Zusammen mit Alex wollte man also diese Tour ins benachbarte Halle per Automobil in Angriff nehmen, weswegen man sich nach Arbeitsschluss vor Tor 1 seines Betriebes zur Abfahrt traf. Es war kurz vor halb sechs am sonnigen Nachmittag, und die knapp 40 km sollten da locker zu schaffen sein. Dachten wir, aber so langsam zog sich der Himmel zu einheitlichem Grau zusammen, es goss aus den berühmten Kannen und, als ob es nicht schon genug „göttlicher Missachtung“ wäre, baute sich weit vor dem Halleschen Hauptbahnhof in der Zufahrtsstraße plötzlich ein Riesenstau auf. Alle blockierten jeden und Busse und Trams waren mittendrin, wahrscheinlich hatten sämtliche Verkehrpolizisten heute schon Feierabend. Endlich nach einer Dreiviertelstunde Ungeduld erspähte Alex eine Lücke und wir konnten in Richtung Stadion durchschlüpfen. Gerade noch rechtzeitig 10 Minuten vor Anpfiff kam man dort an und – oh Wunder, es war draußen trocken, Petrus hatte die Schleuse für heute verriegelt.

Gelangweilte Ordner am Gästeblockeingang verhießen schon nichts Gutes in Sachen Besucherandrang, und nach Erwerb der Billets (6 €) und Stadionhefte (a 1,50 €) und gründlicher Kontrolle durfte man den Block erklimmen und selber schauen. Etwa 200 Lokfans erlebten da gerade den Anstoß, und auch die übrigen Ränge des Stadions waren nur mäßig gefüllt, die meisten Leute standen konzentriert im HFC-Fanblock, weiterhin etliche rechts neben der Tribüne in der ehemaligen Gästekurve, und natürlich saßen die wasserscheuen VIPs unter dem Tribünendach.

Mehr von Interesse für uns war allerdings, wer heute die blauweißen VfB-Trikots auf dem Spielfeld trug. Man sah Peter Freund und Rocky, die sich dem heimischen HFC anbieten wollten, und Branko Marcetic sowie Mike Sadlo sind da ja auch noch auf der Suche. Dem Spiel des VfB taten diese gestandenen Leute aber gut, es war Linie drin und jeder zeigte auch Einsatz. Dadurch ergaben sich auch gute Chancen, aber wie’s im Evergreen schon besungen war es auch heute bei uns: „Der Stürmer trifft das Tor nicht!“.

Die Pausenversorgung war ordentlich. Frikadellen, Steaks und Bratwürste lagen auf dem Grill, wurden aber von den Testern unterschiedlich bewertet (Bratwurst Note 2+ von Alex, der Firefighter gab da nur eine glatte 3! Die 3 stand auch für mein laues Frikadellenbrötchen). Promille-Bier zu 2 € der 0,3 l –Becher gab es unten am Zaun zur Sitzplatzgeraden, auch hier drehen sie also an der Euro-Preisschraube.

Gleich nach Wiederanpfiff köpfte ein Hallenser Spieler nach einer Ecke direkt vor unseren Augen ins Schöne-Tor, wer’s sah, konnte sich nur ärgern. Nun machte der HFC mobil, nur gut, dass sie auch ihre Probleme mit der Verwertung haben. Aus dem Gästeblock waberte derweil einiger Rauch empor, außerdem hatte man sich als verbales Streitopfer unsere Nummer 16 im Tor ausgeguckt, Motto „Schöne zu Chemie!“. Ein paar Fanatiker raunten außerdem dem Fanbeauftragten Bernd F. lautstark Deftiges über die Aschenbahn, der konnte unten nur nimmermüde darüber grinsen. Als ob wir sonst keine Probleme hätten…

Mitte der 2. Halbzeit wollten sich auch die HFC-Fans wieder in Erinnerung bringen und veranstalteten eine gelungene Pyroshow, ein optisches Highlight dieses Abends. Und obwohl der VfB in der Schlussphase noch mal alles versuchte, konnte die erste Niederlage seit Zeiten der ersten Zweitligasaison nicht verhindert werden.

Während ein paar unentwegte Zugreisende sich alsbald auf den Weg zum Bahnhof machten (und dabei sicher noch mit befreundeten Hallensern abfeiern konnten), zogen wir per Individualverkehrsmittel Auto vondannen. Diesmal wegen der befürchteten Staugefahr allerdings in großem Bogen über Merseburg, die beginnende A38 und über die A9 zurück nach Markranstädt nach LE-City, die wir kurz vor 22 Uhr erreichten.

 

Fazit: Es wird noch ein langer Weg wieder hin zu einer schlagkräftigen Truppe sein, da müssen alle Beteiligten viel Geduld und Kompromissbereitschaft zeigen. Fest steht, dass sowohl A-Jugendliche als auch Fußball-Rentner allein auch in dieser Liga keine großen Erfolge feiern können – hier muss der verantwortliche Trainer für die neue Saison eine gelungene Mischung suchen und finden, das ist der Job, für den ihn der Verein beschäftigt.

Reini

 

 

Kurt-Wabbel-Stadion Halle/ Saale:  1524 Zuschauer

1:0  Eberhardt (48.)

 

Fotos vom Spiel