Freitag, 15.11.2002  VfB Leipzig gegen Hallescher FC  2:1 (1:0)

 

In kurzen Sprüngen, vorwärts marsch!

Gerade und genauso wie zu armistischen Kommandozeiten stellt sich derzeit die Lage unseres Vereins dar. Jede Menge Punkte ohne viel Tore werden angehäuft, das Fanvolk strotzt dagegen nur so von Unzufriedenheit. Die präsidiale Sorge um die Zukunft ging letzten Dienstag reihum beim Mitgliedertreff im Atlanta. Mit Horrorzahlen wird hantiert, am Ende ist selbst Dixi baff erstaunt ob neuerlicher Geldprobleme. Das unendliche Jammertal kann also nur durchschritten werden, wenn an dessen Ende der Gipfel Regionalliga erklommen wird – vorerst. Denn auch diese bringt die Euros nicht so sehr zum Rollen, da müssen schon alpenähnliche Gebirgszustände her…

Immer wiederkehrendes Fazit: Dieser Unterbau der beiden Fußball-Bundesligen ist an defizitärem Habitus nicht mehr zu überbieten, da mögen DFB, Stadtobere und lokale Pressemeinungsmacher noch so hemmungslos über die gestressten meist ehrenamtlichen Vereinsverantwortlichen herziehen.

 

Freundschaftliche Derbyzeit war heute angesagt, der Kontrapunkt zu Magdeburg und Leutzsch aus jüngsten Tagen. Obwohl man schon diverse Reizpunkte setzte, sich die beiden Fanlager im Stadion (wohl etwa 300 Hallenser) gegenseitig schwungvoll provozierten. Die gemeinsame Spruchband-Choreo ließ da nur einen Verlierer zu – die grünweißen Chemiker aus Leutzsch.

Aber auch sportlich wollten sich die HFC-Kicker nicht wieder wie in der Vorsaison vorführen lassen, was ja ihrem Trainer Häfner damals sogar seinen Job kostete. So entwickelte sich ein rasantes Spiel, mit Chancen für beide Teams. Der erste Treffer fiel aber für uns, eigentlich erst die zweite gute Möglichkeit, sie nutzte PSG zum 1:0.

Jubel auch in der Fankurve mit Locomotion-Fahne bei Alex, Micha S. und mir, man war wieder da. Doch was anderes als Münchener Olympiastadion zu tristen Championsleague-Zeiten, wie Micha gleich bestätigte. Sein Job verschlägt ihn werktags immer ins Bayernland, aber Bruno ist eben Plache, oder so. Dafür kann für unsereinen auch mal morgens halbzehn in Deutschland zu abends bis halb zehn in der Firma werden, bei mir letzte Woche aktuell.

Der Brawutest, immer wieder gern beschrieben, immer wieder ignoriert von ms-word. Heute Abend konnte der wohlschmeckende Imbiss durchgebraten mit Gut bewertet werden, alle Tester waren des Mundes und Lobes voll! Im Fanshopwagen wurden VfB-Anstecker zu 2 € angeboten, der tagesaktuelle Rabatt. Eine gute Idee, und wenn das mal auf Schals, Caps und Trikots ausgedehnt wird, hat der treue Stadionbesucher noch viel mehr davon.

Nach der Pause wechselte man das Terrain und landete im Fanblock der Gegengeraden, wo gerade die Sternchenfackelshow langsam erlosch. Nach der Begrüßung durch Megafonman Onkel W. („Unser Generalsekretär hat sich auch eingefunden“) konnte man dem Randleipziger, Kumpel Leo und Powerfan Norman die Hände schütteln. Auch sollte die Loco-Kasse gleich noch bluten, denn Glauchau kam kassieren für die DD-Nord-Bustour zum Saisonwinterfinale. Festgehalten wurde der Eurodeal im Bild, da ließ sich der Randleipziger nicht lange bitten. Wie schon oft zu den letzten Spielen hat er auch heute alle anderen Highlight dieses Tages professionell auf seinen Speicherchip gebannt – kein Problem für Starfotografen, gut für die Homepage, unser Dank wird ihm ewig nachschleichen…

Mitten hinein in dieses freudvolle Geplänkel fiel drüben plötzlich der Ausgleich, ein gewisser MK aus Halle hatte sich persönlich mit einem Treffer eingebracht, was nun VfB?! Das blauweiße Team verlor aber nicht die Spielkontrolle, stattdessen wurde weiter druckvoll gestürmt, aber es brauchte schon etliche Chancen, ehe man wieder in Führung gehen konnte. Rocky lief vom Mittelkreis los, kurzes Dribbeln und Schuß – das 2:1 war der Lohn. Kritisch nur, dass danach mal wieder alles durcheinander ging, oder war da die Bengolo-Show der HFC-Fans schuld?... Hier darf der interne Siegeswille in den Spielerköpfen einfach keine Konzentrationsschwäche mehr erleiden, wenn es was werden soll mit dem Aufstieg. Dies sollte besprochen werden, ebenso das z. B. der Nico K. auch schon bessere Tage gesehen hat (was nicht nur an ihm liegt…), der Alex B. stark am Ball und etwas schwächer beim Blick für den Nebenmann ist und der Torsten J. immer mehr in seine Absicherungsrolle hineinwächst (manchmal holprig zwar, aber zwischen Risiko und Sicherheit ist nur ein schmaler Grat – oder ein Gegentor). Aber das alles ist ja Sache des Trainers – der Dixi D. mit Übersicht, Geduld und Motivationskünsten ist gefordert!

Und dann noch dies: Wann sah man schon mal rappelvolle Straßenbahnen, in denen sich die Fans beider beteiligten Clubs befanden? Da dröhnten nur die Fangesänge, ging es gegen Chemie und Magdedorf, aber gemeinsam ist jetzt neuzeitlich „Leipzig und Halle – Fußball für alle!“ angesagt.

 

Fazit: Die erste Prüfung durch eine der mittelstarken Mannschaften der Oberliga wurde mit Bravour bestanden, bis auf wenige wacklige Spielphasen hatte unser VfB-Aufstiegs-Dreamteam heute gegen einen guten Halleschen FC alles im Griff – und den Sieg voll verdient!

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig: 2488 Zuschauer

1:0 Gunkel (20.), 1:1 M. Kurzeja (55.), 2:1 Embingou (70.)

 

Fotos vom Spiel