Sonntag, 08.12.2002  FV Dresden-Nord gegen VfB Leipzig  0:0

 

Eigentlich sollte das letzte Oberligaspiel für unseren VfB in diesem Jahr am Nikolaustag stattfinden. Die Stadt Dresden hatte aber was dagegen, hatte Angst um den Rasen ihres geliebten städtischen Rudolf-Harbig-Stadions – Dynamo über alles, heißt  es hier, „sch… Dynamo“ heute am Ende bei uns.

So wurde die lange vorher geplante Inferno-Nikolaus-Bustour kurzerhand auf den Sonntag verlegt, das Hickhack der NOFV-Verantwortlichen um Spielort und Anstoßzeit ließ die Abfahrtzeit aber lange unklar erscheinen.

Dann war es endlich amtlich: Um 11 Uhr sollte der Reisebus mit interessierten Fußballfans des 1. FC Lokomotive (und dessen rechtmäßigen Nachfolger…) vom LE-Hauptbahnhof aus starten. Einzige Bedingung: Jeder Teilnehmer musste sich in ein rotweißes Nikolausgewand begeben, was von (fast) allen prompt erledigt wurde. Unsere aktive Fanrats-Sprecherin und Organisatorin Antje verteilte noch schnell Schoko-Nikoläuse und gegen 5 € Gebühr die heutigen Eintrittsbilletts – dann rollte der Luxusliner vom Hof. Zügig unter zünftigem Fangesang gelangte man in die sächsische Landeshauptstadt, inklusive der obligatorischen P.P. am Dresdner Tor. Das moderne Raststättenfluidum nutzte man gleich für ein Gruppenbild nur mit Nikoläusen, was vom übrigen Reisepublikum mit freundlichem Wohlwollen registriert wurde. Beim Überfahren der ersten Brücke in die City wurde der wieder bedenklich hohe Elbepegel sachlich-kritisch-optimistisch begutachtet, nicht immer ohne Schadenfreude. Im Stadtteil Pieschen entdeckte man sogleich die Wurzner Straße, in deren Mitte sich der heutige Sportplatz befand. Mehr war’s nämlich nicht, vier bis fünf Stufen hoch nur das Besucherplateau, aber fest verankerte Bauzäune ringsherum, auch für die Einheimischen. Für die gute Stimmung sorgten dann sogleich wir Nikoläuse, selbst das Ordnerpersonal und die Polizeistaffel waren so was von begeistert, dass sie mit aller verfügbaren Foto- und Videotechnik den rotweißen Pulk ins Visier nahmen. Und als man drinnen die Fanclubfahne anbringen wollte, wurde man von der mdr-Linse fast aufgefressen (leider war der Sachsenspiegel-Betrag abends so ultrakurz, dass davon nichts zu sehen war).

Programme gab es zu dieser späten Stunde (…) keine mehr, später konnte man dem Wurzner aber noch ein Blättchen abluchsen, die billige A5-Kopie war allerdings 50 Cent teuer. Der Imbisstest anschließend verlief wenig berauschend, lascher Glühwein und laue Bockwurst, das 1 € teure Hackepeterbrötchen taten sich nur die hungrigsten an.

Die erste Halbzeit wollte unser VfB-Team dann auch zur sofortigen 1:0-Führung stürmen, aber nach gut 20 Minuten ging den meisten wohl die Luft aus. Bewegungsreiche Aktionen kamen fortan nur noch aus dem Kurvenblock der Nikoläuse, die endlos powerten, von überallher blitzten die Kameras.

Das gefiel dem anwesenden Wirtschaftsratsboss Siegbert Z. so gut, dass er gleich was für die Rückfahrt spendierte, der honorige kleinste dreistellige (!) Eurobetrag wurde allerdings aus heutigem Mangel an Zeit und Gelegenheit der kommenden Inferno-Weihnachtsfeier gespendet, zu der wie man hörte, auch die VfB-Führungsriege und interessierte Spieler geladen wurden.

Das nur nebenbei, denn es ging heute doch im Wesentlichen um die 3 Punkte. Aber was war dann in der 2. Halbzeit los, warum gab es kein energisches Aufbäumen? Wo blieben die Torchancen, wie sie sich ein Spitzenreiter doch permanent erarbeiten sollte? Und was hat den Mike geritten, als er vor den Augen des Linienassis seinen Gegenspieler trat?

Gar keine Voraussetzungen, um hier zu gewinnen, und die Enttäuschung bei den mitgereisten ca. 250 Leipziger Fans war am Ende riesengroß. Aber warum nur bei uns, warum nahmen sowohl die meisten Spieler als auch der Trainer dieses Remis als nicht weiter tragisch hin, sprach man gar von einem typischen 0:0-Spiel?

Dank Antje’s Intention beim Sicherheitsdienst konnte der Fanbus bis zum Eingang vorfahren, nun war rasches Einsteigen angesagt. Die Cops scheuchten derweil in bekannt ungeduldiger Manier die Zugfahrer Richtung S-Bahnhof DD-Pieschen. Unser Bus in fast Tiefschlafstimmung machte nun nur noch einmal Rast am besagten Dresdner Tor, wobei die Tankstelle selbst unter Polizeiaufsicht nicht restlos sicher von mancher Gratis-Kaufsucht war…

Gegen halb fünf am dunklen späten Nachmittag erreichte unser Nikolausbus den LE-Hauptbahnhof, und für die meisten ging es gleich weiter zum hiesigen Weihnachtsmarkt. Eine echte Touristenattraktion, wie uns die zahlreichen Reisebusse mit Kennzeichen aus aller Herren Länder bestätigten.

 

Fazit: Keiner wollte heute gewinnen – außer die VfB-Fans. Ist ja auch völlig egal, dass die Leutzscher nun in der Tabelle vor uns liegen, und dass volle zwei Monate lang!

Reini

 

 

Stadion Wurzner Straße Dresden-Pieschen : 505 Zuschauer

Keine Tore!

Rote Karte:  Sadlo (77./Tätlichkeit)

 

Fotos vom Spiel