FR, 20.09.2002  FC Anhalt Dessau gegen VfB Leipzig  0:4 (0:2)

 

Sie hat auch ihr Gutes, so eine Pleite wie gegen Grimma zu Hause. So wurde unter der Woche endlich Tacheles geredet und den Spielern wieder mal klar gemacht, was auf dem Spiel steht für den Verein. Also konnte man für das heutige Auswärtstreffen bei Anhalt Dessau nicht wieder so einen Larifari-Fußball sondern Aggressivität und Tempo von der ersten Minute erwarten…

Zu diesem Zwecke des live-haftigen Erlebens machten sich die Locomotions Freitagsabends auf verschiedenen Wegen in die von der mitteldeutschen Jahrhundert-Flut nur leicht betroffenen Elbestadt Dessau. Während Sven, Thomas und Bluesky mit ca. 80 weiteren LOK-Fans doch die gemütlich-geräumige Eisenbahn als Beförderungsmittel vorzogen, wollten Alex, ich und der Randleipziger samt seinem Fanzögling Norman per PKW auf direktem Straßenwege zum Paul-Greifzu-Stadion kommen.

So traf man sich also am östlichen Rande Leipzigs innerhalb der fünften Nachmittagsstunde, verstaute alle erforderlichen Fanutensilien samt der heiligen FC-Fahne und legte einfach los. Dank des fast vollständigen Ausbaus des hiesigen Autobahnnetzes auf drei Spuren erreichte man recht zügig das gewünschte Tagesziel. Ab Dessau-Süd folgte man dann unauffällig einem flatternden VfB-Schal samt des anhängenden Autos, denn die Anfahrtsbeschreibung im letzten VfB-Programm erschien uns doch ziemlich krass Straßennamen-orientiert und war wenig hilfreich. Allerdings stellte sich bei einem Zwangshalt an einer Bahnschranke heraus, dass die vor uns auch keinen richtigen Plan hatten. Ein kurz befragter Einheimischer lotste uns dann aber zum Glück im einträchtigen Konvoi zusammen bis vor’s Stadion.

Hier tummelten sich eine gute Stunde vor Beginn schon etliche Leipziger am Parkplatz davor, also konnte man schon eine gute Anzahl an Leuten erwarten. Die Stehgeraden-Billets zu 5,50 € und das A5-Stadionheft zu 0,50 € wurden erworben und ein paar Fotos geschossen. Da Alex ewig an der Bierflasche nuckeln musste und bei uns anderen drei die Mägen um die Wette knurrten, entschloss man sich zum vorzeitigen Eindringen ins Stadiongelände, um die Imbissbude zu stürmen. Und die hinter der Haupttribüne sah wegen ihres einladenden Freisitzes doch sehr gemütlich aus und auch das Angebot konnte sich sehen lassen. Bratwurst, Bulette und Fischbrötchen bekamen von den Testern durchweg gute Noten (in Zahlen: 2-2-2), ich dagegen hatte den Wurstgulasch-Nudel-Topf gewählt – da war alles reichlich drin für nur 2 €, eine glatte Eins! Die Wurst- und Getränkepreise ansonsten erschienen allerdings recht hoch, immerhin mussten für 0,4 l alkfreies Bier stolze 3 € gelöhnt werden.

Zum Spielbeginn hatten sich gut 400 VfB-Fans im Gästeblock versammelt, denn kurz zuvor erschienen auch die Zugfahrer nach ihrem knapp dreiviertelstündigen Fußweg vom Bahnhof aus. Uns gegenüber standen wohl 200 Dessauer Fans in der Kurve, dazu saßen auf der völlig mit Schalensitzen in blau und gelb (!) ausgestatteten Tribüne noch mal 100 Leute.

Wie in Chemnitz gelang unserem Team ein superschnelles Führungstor, diesmal war Hannemann der Schütze per Freistoß. Im Anschluss stürmte man weiter, wollte eine schnelle Entscheidung, aber die Dessauer stemmten sich mit Leidenschaft dagegen und kamen auch zu ein paar Möglichkeiten, aber unsere Abwehr stand heute ganz gut. Vor der Pause dann doch noch das zweite VfB-Tor, als sich Rocky von der Strafraumgrenze zu schießen traute – die Sache war gegessen.

In der zweiten Halbzeit kontrollierte der VfB ganz souverän das Spiel, immer aber mit vollem Einsatz spielend, denn die Gastgeber versuchten alles, um zu Toren zu kommen, Spezi Dreyer lag ständig auf der Lauer. Nach der Hälfte der Zeit klingelte es aber erneut im Dessauer Gehäuse, als erst Mike S. und schließlich noch Marketic trafen – die Tabellenspitze war zurückerobert!

Die Rückfahrt verlief ohne Pausen und Zwischenfälle, man hatte nur eine andere AB-Auffahrt genommen und konnte daher die dreispurige Ausbaustrecke etwas länger testen. Gegen zehn Uhr traf man am Abfahrtsort ein und die Tram erledigte den Rest des Nachhauseweges.

 

Fazit: Ein Schuß vor den Bug zur rechten Zeit – gleich stimmte heute beim VfB alles. Einsatz, Spielfreude und Tore reichlich, so kann es weiter Richtung Dritte Liga gehen. Aber erst mal SDH und Plauen schlagen – und in 3 Wochen das Derby gewinnen!

Reini

 

Paul-Greifzu-Stadion Dessau:  940 Zuschauer

0:1 Hannemann (2.), 0:2 Embingou (34.), 0:3 Sadlo (67.), 0:4 Marketic (73.),

 

Fotos vom Spiel