Sonntag, 27.10.2002  FC Energie Cottbus (A) gegen VfB Leipzig  0:2 (0:0)

 

Etwas freundlicher hätte er schon sein können, dieser Sonntagsausflug ins Sorbenland, denn die Windböen und der teils peitschende Regen konnten einen eigentlich nicht so recht für eine Auswärtstour begeistern. Sei’s drum, man wollte ja doch dabei sein, wenn sich unser VfB-Team die Oberliga-Spitze zurückerobert…

Schon ziemlich gehetzt erreichte man gegen Viertel elf den Hbf, wobei die LVB wieder mal mit ihrem Service „glänzte“. Die „15“ kam schon mal drei Minuten eher, wobei nach meinem Spruch „Die ist ja viel zu früh!“ der Triebwagenführer gleich bei der nächsten Haltestelle zwei Minuten Wartezeit einlegte. Dazu kamen am Waldplatz noch per Durchsage „alle guten Wünsche zum Advent und gute Fahrt im neuen Jahr“, es leben die Verfrühungen bei den LVB!

Was eine optimale Fan-Teamarbeit bedeutet, zeigte sich am Hauptbahnhof dann in der Verteilung der sieben Locomotions und der acht Theklaer auf insgesamt 3 WE-Tickets – und das ohne vorherige Absprachen. Neben Thomas, Sven, Bluesky, mir und Alex hatten sich nämlich Alex’ Bruder Lutz und der Randleipziger mit seinem unvermeidlichen BFC-Shirt unserem Locomotion-Troß angeschlossen. Im Regionalzug nach Cottbus, welcher um 10.47 Uhr vom Gleis 5 wegrollen sollte, machte man es sich in den von den Cops großzügigerweise für uns etwa 80 Mitfahrer reservierten zwei Abteilen recht gemütlich. Für den flüssigen Hochgenuß sorgten bei diversen infernalischen Protagonisten mitgebrachtes Weingut, selbstverständlich stilecht in Weingläsern serviert. Die heutige Sektrunde unseres Locomotion-Mitgliedes Bluesky zum Anlasse seines kürzlichen Geburtstages brachte aber auch bei uns die Sinne zum teilweisen Abheben, zumal die eine der vier bulligen Flaschen aus der Dominikanischen Republik von extra süffigem Inhalt war. Besondere Exzesse konnten aber keine beobachtet werden, die zusätzlichen Umdrehungen wurden eher in lautstarke Gesänge umgesetzt. Pünktlich um 12.41 Uhr erreichte man Cottbus, und wurde hier schon von den staatlichen Partisanen erwartet. Mancher vergrub derweil noch seinen über-flüssigen Flaschen- oder Dosenvorrat in den angrenzenden Büschen, ehe es in Kolonne Richtung Stadion der Eisenbahner gehen sollte. Wir hatten das Glück, dass auch unser Begleitpersonal einiges gegen einen langen Fußmarsch einzuwenden hatte, zumal es auch noch heftig zu tröpfeln anfing. Daher durfte man auf die hier auch im viertelstündigen Takt fahrende Tram Linie 4 unter dem Haltestellendach ausharren. Die auf Weststandard getrimmte Tatrabahn bestand den plautzigen Härtetest ohne Probleme, nach 4 Haltestellen erreichten wir die Saarbrücker Straße, von der es nur noch wenige Meter bis zum Gästeeingang zu laufen war. Hier erwarteten uns die ostalgischen Meister der Improvisation! Zu deren Prunkstücken zählte heute der Esstisch zum Kartenverkauf (Eintritt Vollzahler nur 5 €, aber keine Vereinsprogramme - "nur" die Wurzner hatten mal wieder ein eigenes Heft im Angebot!) unter freiem Regenhimmel, aber auch der urige Imbisswagen, welcher seinen bockwurstwassererwärmenden Strom aus eilig verlegten Verlängerungsschnüren fraß. Highlight aber der klobige Gästeblock-Bauzaun, der den schlusspfiffendlichen Test späterhin nicht bestehen sollte.

Davon waren wir aber noch Stunden entfernt, es hieß zunächst die allgemeinen Reserven aufzufüllen, mit „echtem“ Landskron-Bier ging das schneller als das Warten auf eine sich recht mühsam-langsam erwärmende Bockwurst oder einen Glühwein. Der Imbiss konnte aber überzeugen, Note 2 für die Wurst, nur die trockene Toastscheibe führte hier zur Abwertung. Der Randleipziger versuchte sich am Vereinshaus gegenüber derweil noch an der Grillbratwurst, hier trieb’s aber wirklich nur der Hunger rein, er vergab eine glatte Vier.

Inzwischen war das Fanpotential für den heutigen Tag auf  rund 250 Personen im Gästeblock angestiegen, die Fahnentücher verzierten wenigstens etwas den stillosen Gitterzaun. Die Grünen legten sich jetzt auf die Lauer, direkt neben einem Schuttcontainer filmten sie, was die Cam hergab. Gegenüber hatten die ca. 20 Cottbus-Amateure-Fans ihr rotweißes Banner ausgerollt – es konnte also losgehen.

Unser VfB-Team wusste anscheinend, was die Oberligastunde geschlagen hatte, denn man kontrollierte von der ersten Minute an, wie man so schön phrasenschweinmäßig zu schreiben pflegt, Ball und Gegner. Das brachte zwar wenig Torchancen, aber eine gewisse Ruhe und Überlegenheit. Ein Tor gelang dabei aber bis zur Halbzeitpause nicht, Gelegenheit für Trainer Dixi D., dem Kickerpersonal etwas mehr Beine zu machen. Dies geschah dann in den zweiten 45 Minuten ziemlich eindrucksvoll, und so konnten wir alsbald endlich jubeln: Mike S. machte das 0:1, der Toptorschütze der Oberliga. Aber es dauerte doch noch gute zwanzig Minuten, ehe das befreiende zweite Tor fiel, und die Bogenlampe kam vom Kopf des gerade eingewechselten Peter-Sebastian G.s – man fiel sich in die Arme allerseits. Jetzt kamen die Chancen im Minutentakt und es hätte zu einem Schützenfest werden können heute. Aber auch so war man mit der gezeigten Teamleistung sehr zufrieden, was sich auch bei den Abklatsch-Szenen hinterher am Bauzaun zeigen sollte. Das Gitter konnte allerdings den höheren Belastungen nicht standhalten, es knickte einfach ein. Die Cops im Innenraum schienen etwas nervös zu werden, einer trommelte sogar mit Handschuhen auf  die Kletterer ein.

Per Tram wurde das bahnreisende Volk wieder zum Cottbuser Bahnhof chauffiert, das Fahrzeug krächzte allerdings nach Tourende ziemlich laut am Endhaltepunkt, hier waren wohl die Bremsen hin. Die Gebüsche am Rande brachten dann nicht alle gebunkerten Reservedosen zu Tage, Pech auch leider für unseren BFC-Sympathisanten. Dafür konnten er und die  Schnellsten in der verkaufsoffenen Bahnhofsmission für Lebensmittel diverse Vorräte tanken, denn die BGS-Trupps sperrten danach alles ab. Für mich fiel auch ne Flasche ab, dem Hallenser sei Dank! Der Zug nach Falkenberg ließ sich allerdings mit dem Abfahren eine ungeplante Viertelstunde Zeit, aber dies war wohl dem vorherrschenden Sturm geschuldet. Der Anschlusszug hatte Geduld – und später viel Spaß und gute Unterhaltung, ehe alle wohlbehalten in der Messestadt ankamen, um Viertel nach Sieben.

Wie man später hörte, hatten es Autobahnnutzer da etwas schwerer, weil einiges abgefallenes Gehölz deren Wege plötzlich kreuzten, zum Glück ohne irgendwelchen Schaden.

 

Fazit: Der Einsatz heute hatte sich gelohnt, sowohl von den VfB-Kickern im Spiel gegen die aber eben nur manchmal harmlosen Cottbus-Amateure – als auch für LOK-Fanatiker mit Spaß am gepflegten Bahnreisen!

Reini

 

 

Stadion der Eisenbahner Cottbus:  439 Zuschauer

0:1 Sadlo (50.), 0:2 Gunkel (76.)

 

Fotos vom Spiel